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AutorenbildFranziska Blickle

Workation - Gedanken zu Sinn und Unsinn

Aktualisiert: 23. Okt.

Du bist gerade im Urlaub? Du Bist gerade in der Arbeit? Beides perfekt, denn in diesem Blogeintrag geht es um beides und um beides nicht!

 

Vom 31. Mai bis zum 17. Juni war ich ganz "offiziell" auf Workation und habe davor und währenddessen so viele unterschiedliche Reaktionen dazu bekommen (von Neid über neugierige Fragen bis zu Spott), dass ich beschlossen haben meine Gedanken mal zu bündeln - zunächst generell und dann auf mich selbst und meine letzten beiden Wochen bezogen. Viel Spaß!

 

Workation - Was heißt das?


Der Anglizismus Workation setzt sich zusammen aus WORK=Arbeit und VACATION=Urlaub. So weit so gut! Manche verstehen darunter grundsätzlich Remote Work, andere beschreiben es eher als die Kombination des Angenehmen mit dem Nützliche wie beispielsweise bei der Verlängerung einer Geschäftsreise um das Wochenende und wieder andere setzten den Fokus auf das Wo?, also das berühmte "arbeiten wo andere Urlaub machen".


Wie genau man es definiert bleibt - so finde ich - jedem selbst überlassen, so lange irgendwie beide Aspekte drin vorkommen, also arbeiten und Urlaub machen.


Bis hier ganz einfach und wie ich finde kein soooo neues Konzept. Die Idee drängt sich ja beinahe auf und zwar in beide Richtungen, aber dazu unten mehr.


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Was hieß Workation für mich in den letzten zwei Wochen?


Für mich hieß Workation diesmal 18 Tage die Stadt zu wechseln und Zeit in München zu verbringen. Ich bin dort geboren und aufgewachsen, lebe aber seit mittlerweile 13 Jahren nicht mehr an der Isar. Ich bin häufig dort - mal privat und mal beruflich - aber immer handelt es sich um kurze Stippvisiten von 2-4 Tagen und ich habe immer Mühe alles unter einen Hut zu bringen. Das soll diesmal anders sein: Ich will sowohlZeit haben München (und das Umland) zu genießen, mit Familie und Freunden was zu unternehmen und Ordnung in meine Gedanken zu bringen als auch ein paar Dinge zu erledigen zu denen ich in den letzten Wochen nicht gekommen bin.


 

Workation - Ist das was neues?


Ist Workation etwas neues? Ein Trend? oder gar dieses "New Work" von dem alle sprechen?

Verschafft man sich einen schnellen Eindruck auf Google, Instagramm oder Blogs zum Thema bekommt man sicherlich den Eindruck. Es scheint - zumindest in meiner Selbständigkeits-Blase - normal zu sein oder zu werden.

Es scheint "so ein Generationen-Ding" zu sein. Es wird von manchen belächelt und von vielen beneidet. Sicher kommt das ein oder andere Augenrollen, dass mir zuteil wurde daher, wie darüber gesprochen und gedacht wird.


Und gleichzeitig fallen mir je länger ich darüber nachdenke immer mehr Beispiele ein, die es schon länger gibt und gab und bei denen ich gern mal fragen würde: "Ist das eigentlich Workation für Dich?":

*Kleine Übung:

Hör doch mal beim ersten Lesen mal auf die spontanen Zurufe deiner inneren Stimme!*


  • Schriftsteller*innen, die an den Orten schreiben, an denen ihre Geschichte spielt

  • Forschungsreisende

  • die Band auf einem Kreuzfahrtschiff

  • Führungskräfte, die während des Urlaubs für ihr Team erreichbar sind (wie sinnvoll das ist besprechen wir wann anders)

  • Busfahrer*innen oder Guides, die Rundreisen begleiten

  • Hoteltester*innen

  • Skipper auf Privatyachten

  • die Tauch-, Kite- und Surflehrer*innen an all diesen Traumstränden

  • und nicht zu vergessen: alle Eltern, die ja die Erziehungsarbeit nicht einfach zu Hause lassen können. Zugegeben, meist wird das nicht als Arbeit gesehen (oft nicht mal von den Eltern selbst). Wird ja nicht bezahlt und eigentlich macht man/frau das ja auch gern und überhaupt...aber ich schweife ab.

Wann ist das Workation und wann nicht? Geht es darum ob man Angestellt*e ist oder Selbständige*r? Geht es um das Arbeitspensum? Geht es um die Arbeitszeit? Darum wie es von außen wahrgenommen wird oder darum wie ich es selbst wahrnehme? Was sagt Dein Gefühl?

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Warum nenne ich meine Zeit in München Workation?


Nun, natürlich hätte ich einfach sagen können, ich mache Urlaub.

Wäre ich aber dann vor dem Rechner gesessen, hätte mit Kunden telefoniert, an meiner Website gebastelt oder meinen Monatsabschluss gemacht, hätte sich das irgendwie ungut angefühlt. So als wäre ich nicht in der Lage "mal abzuschalten", würde nicht anerkennen, dass es "auch mal ohne mich geht".


Oder ich hätte einfach sagen können, ich arbeite in München.

Aber irgendwie hätten sich dann die Tages-Ausflüge, die langen und langsamen Vormittage, die Mittagspausen, die sich in Nachmittag füllende Gespräche verwandeln nicht so rein und gut angefühlt. Es hätte immer dieser kleine Quatschi, den jede*r Selbständige*r auf der Schulter sitze hat, komische Fragen gestellt.


Muss ich mich rechtfertigen? Nein, eigentlich nicht, aber ich tue es doch noch ständig. Nicht vor anderen, sondern vor mir selbst. Ich hoffe sehr das wächst sich raus, aber bis dahin:


Wenn mir ein Begriff wie Workation dabei hilft mich mental auf das intuitive Ausbalancieren meiner Aufgaben, Bedürfnisse und Genussmomente in einem bestimmten Zeitraum einzulassen und das berühmte "alles darf, nichts muss" wirklich zu leben, dann benutze ich diesen Begriff.


 


Workation - Wann tut das gut und wann nicht?


"Workation ist für mich wie Homeoffice - für manche ist das das Paradies auf Erden und für andere die schlimmste Höllenqual und dazwischen gibt es ein stufenloses Kontinuum für jeden einzelnen Menschen und jede einzelne Situation."

Das hat eine Freundin zu mir gesagt, als wir vor ein paar Tagen darüber gesprochen haben.


Ganz kurz als Klarstellung:

Mit Paradies ist hier nicht gemeint, dass man unbehelligt rumsitzen kann und faul ist, sondern, dass man frei ist, sich Zeit und Aufgaben einzuteilen, Motivation und Kreativität so zu nutzen wie sie kommt. Idealerweise dann eben noch in einer Umgebung in der mensch sich wohl fühlt.

Und mit Höllenqual ist nicht gemeint, dass man darüber gram ist auch in dieser schönen Umgebung etwas leisten zu müssen, sondern die Anstrengung, die die Selbstorganisation und Selbstmotivation nun mal mit sich bringt und die eben für manche herausfordernd und stressend sein kann.


Zurück zur Frage wann Workation gut tut. Nein, ich mach es andersherum.

Wann tut Workation nicht gut?

Ich bin der Meinung wenn Körper und Geist gerade wirklich einfach Urlaub brauchen, kann es belastend sein sich selbst aufzuerlegen auch arbeiten zu wollen/müssen.

Und wenn man gerade für eine berufliche Idee, ein Projekt, das eigene Business brennt und da gern träumen, planen und umsetzen - kurz arbeiten - möchte, kann es genauso belastend sein das gefühlt nicht unbegrenzt zu "dürfen" weil man ja jetzt auch irgendwie den Ort genießen soll/muss.

Wenn einfach eines von beidem gerade "dran" ist und zwar in reiner Form, dann tut der Hybrid möglicherweise nicht gut.

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Warum habe ich eine Workation gemacht und nicht einfach mal Urlaub?


Berechtigte Frage! Hab ich mir auch gestellt!

Ich musste definitiv mal raus aus meinem Alltags-Umfeld. Ich brauchte eine Pause, musste mich mal neu sortieren - meine Projekte, meine Trainings, meine Pläne und Ziele, meine Nebenkriegsschauplätze, mich selbst. Einfach in Berlin normal arbeiten war also raus.

Wegfahren, ans Meer oder in die Berge, nah oder fern war aber auch nicht das richtige. Es wäre mit Sicherheit ein Abenteuer gewesen und ich hätte mal "abgeschaltet", wäre "auf andere Gedanken gekommen", aber bei meiner Rückkehr wäre immer noch alles unsortiert gewesen und die Situation in meinem Kopf wie vorher.

Für mich schien die Kombi als ganz logisch und das bewusste Vermischen bedeutet für mich, ich darf die Balance selber finden.




 

Workation - Gibts was zu beachten?


Bin ich froh, dass ich mir diese Frage vorher nicht wirklich gestellt hab. "Der Name ist die Anleitung" hab ich beschlossen und mich treiben lassen.

Aber man kann das auch anders angehen und sich auf zahlreichen Plattformen und Blogs Infos dazu holen mit den "Tipps und Tricks", den "Dos and Don'ts" etc.

  • Für Angestellte gibt es beispielsweise hier eine Checkliste an welche Absprachen man vorab denken sollte um die Erwartungshaltung aller zu managen.

  • Auf Workationhub findet man neben Infos auch ganz konkrete Angebote um mal eine Workation zu machen - als Freelancer oder Angestellte*r.

Wie man das ganze dann umsetzt, da sind der Fantasie eigentlich keine Grenzen gesetzt:

  • Ein Freund von mir war im März zwei Wochen auf Teneriffa, vormittags ganz normal remote gearbeitet inklusive Telefonkonferenzen und Telefoninterviews für seine offene Stelle, nachmittags dann Spanischkurs, Sport oder am Pool liegen. Gekostet hat es ihn eine Woche Urlaub statt zwei und die Firma musste sich nicht um eine Vertretung kümmern, da die Dinge wie gewohnt weiterlaufen konnten - haben eigentlich alle gewonnen.

  • Eine andere Freundin ist im Herbst und Winter 4.5 Monate durch Südamerika gereist und hat zwischendurch als Frontend Developer ganz normal an ihren Projekten gearbeitet. Eben nicht "nine to five", aber das tut sie hier in Berlin auch nicht...eher so mitten in der Nacht, wann ihr danach ist.

******


Was habe ich gelernt und was werde ich in Zukunft (wieder) beachten?


Erwartungsmanagement in alle Richtungen ist für mich der Schlüssel zum Erfolg. Das beginnt damit, ehrlich zu sich selbst zu sein, ob das Konzept gerade passt und in welcher Form.

Es geht damit weiter, sich zu überlegen, was man wirklich schaffen kann und möchte, sich smarte und motivierende Ziele zu stecken und realistisch zu hinterfragen ob das von Art und Umfang noch dem Grundgedanken entspricht Arbeit und Urlaub zu kombinieren.

Und es endet für mich mit Organisatorischem wie z.B. eine Abwesenheitsmail in der steht, dass man eben gerade vielleicht nicht/verzögert/nur an bestimmten Tagen auf Mails reagiert.



 

Workation - Was ist mein Fazit?


1 Kanutour, 1 fertig getextete und veröffentlichte "Über mich" Seite, 3 Wanderungen,

1 fertig vorbereiteter Workshop, 1 Flohmarktbummel, 1 korrekte Datenschutzerklärung auf der Webseite, viele schöne Gespräche und Stunden mit Freunden, die ich zu selten sehe,

1 Projekt-Absage durch weil neue Prioritäten, Ideen für 4 Blogartikel, 1 großartiges Konzert, 3 mal Schwimmen im eiskalten Bach, 1 Videokonferenz mit einer neuen Kundin, endlich Ordnung in meinen Rechnungen und Belegen, 3 Biergarten-Besuche, fix und fertig gebuchte Zugfahrten und somit diesbezüglich Entspannung bis Ende Juli, 3 neue Sucht-Podcasts, 2 Staffeln "Die Brücke", Einarbeitung in ein neues Trainingsformat...


Liest sich wie eine wirklich gute Mischung und das war es auch! Für mich der richtige Hybrid zum richtigen Zeitpunkt!


Werde ich das wieder machen? Definitiv!

Ganz genau so? Vermutlich nicht, denn ich glaube eine Workation funktioniert nur individuell und das heißt nicht nur von Person zu Person unterschiedlich sondern eben auch von Situation zu Situation.

Und tatsächlich möchte ich dieses Jahr auch nochmal einfach Urlaub machen, weg sein, gedanklich ganz wo anders. Und wenn das heißt vorher Ordnung im Kopf und auf dem Schreibtisch zu machen und hinterher ein bißchen nachholen zu müssen, dann sei es so - gehört ja auch ein bißchen dazu, oder?

 

Du willst auf dem Laufenden sein, was bei mir so passiert, welche neuen Projekte ich starte oder welche Trainings aktuell sind, dann trag dich gern in meine Update-Liste ein!

 


146 Ansichten1 Kommentar

1 commentaire


sympatexter
19 juin 2019

Toller Blogartikel, Franziska! Wo Workation anfängt und aufhört, ist wohl gar nicht so richtig definiert. Für mich spielt da ein digitaler Aspekt hinein und dass man damit zumindest theoretisch Geld verdienen kann. Ich habe auch schon Workations gemacht, sie aber nicht so bezeichnet: mit den Kids in Urlaub und dann nachts bzw. frühmorgens den Laptop ausgepackt und gearbeitet. Das Arbeiten war aber eher unfreiwillig und so richtig sexy war das nicht. Aber immerhin: ein Urlaub wäre anders nicht möglich gewesen.

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