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  • AutorenbildFranziska Blickle

Ich gestehe: Meine Geduld im Training ist ein gut trainiertes Pokerface...

Aktualisiert: 11. Nov. 2021



Vor ein paar Wochen habe ich gemeinsam mit einer Kollegin ein Training gegeben. Sie in der Trainerinnen-Rolle, ich als Tech Host. Da wir mit MURAL gearbeitet haben und ich mich damit besser auskenne, war es auch meine Aufgabe, das Board einzuführen und alle mit einer ersten Aktivität startklar zu machen.


Es gibt immer ein paar, die haben es sofort raus.


Und es gibt immer ein paar, bei denen dauert es einige Minuten

...weil der Browser nicht ideal ist (Internet Explorer ist selten eine gute Option, bei MURAL definitiv nicht!).

... weil das Anmelden und die optionale Namenseingabe nicht deutlich genug erklärt war.

... weil das Navigieren mit dem Trackpad auf dem Laptop ungewohnt ist.


Diesmal hatten wir eine Kandidatin, bei der alles zusammen kam - nichts funktionierte, es schien wie verhext.


Und während sich bei ihr langsam aber sichtbar Nervosität breit machte und den anderen Teilnehmer:innen langweilig wurde, habe ich meinen Job gemacht.

  • Ich habe die Gruppe aufgefordert noch etwas zu experimentieren und dazu passende Mini-Aufgaben gestellt.

  • In der Zwischenzeit habe ich mit unserer Nachzüglerin Schritt für Schritt Fehlerquellen beseitigt und ihr Sicherheit vermittelt. Niemand wird zurückgelassen! Das ist für mich die oberste Prämisse und auch wenn ich das Schreiben im Notfall übernehmen kann, möchte ich zumindest, dass alle sehen können, was wir tun.

Nach 15 Minuten (normalerweise planen wir 5 Minuten ein) waren schließlich alle startklar, wir haben weitergemacht und am Ende des Workshops (auch von eben jener) positives Feedback für den Workshop und die MURAL-Nutzung bekommen.


Als alle den virtuellen Raum verlassen hatten platzte es aus meiner Kollegin raus:

"Wahnsinn, Franzi! Wie geduldig und ruhig du bleiben kannst! Das könnte ich nie! Ich hab so einen starken "Sei schnell!"-Antreiber! Ich werde da immer ganz hibbelig!"


Die Wahrheit?

Den Antreiber, der ruft "Sei schnell!" hab ich auch! Und Minuten kommen mir in so einer Situation wie Stunden vor. Mein Fokus huscht zur Uhr und zurück. Ich überlege, wie viel Zeit wir maximal investieren können und wo ich die Reißleine ziehen muss, damit wir noch alles schaffen. Ich habe bedenken, wie die anderen Teilnehmer:innen es aufnehmen. Meist wird mir ganz warm vor Unruhe.


Nur all das, was in meinem Kopf vorgeht, sieht niemand. Nach außen sieht man nur ein lächelndes Gesicht und hört eine deutliche Stimme, die erklärt, fragt, neu formuliert, wiederholt.


Was andere als Geduld sehen ist in Wirklichkeit eine gut trainierte Fassade. Ich entscheide intuitiv, was von dem, das ich denke und fühle gerade sichtbar sein soll und darf. Ich betrachte das als Teil meines Jobs.


So wie ich mir morgens meinen "Es gibt keine doofen Fragen"-Pulli anziehe über die "Hinter allem steckt eine positive Absicht"-Bluse, genauso setze ich meine "Lösungsorientierungs-Brille" auf die Nase und wickle mich in meinen "Lass es wie Geduld aussehen"-Schal.


Ob das nun "echte" Geduld ist oder nur geduldig aussieht...völlig egal! Wichtig ist mir, dass auch Teilnehmer:innen, bei denen etwas nicht auf Anhieb klappt, sich zu keinem Zeitpunkt unverstanden, gehetzt oder übergangen fühlen. Meine Ruhe soll ihnen Sicherheit geben - und die nötige Geduld mit sich selbst.


Die Reaktion meiner Kollegin habe ich übrigens in der Kategorie "Kompliment" abgespeichert, denn scheinbar beherrsche ich diesen Teil meines Jobs inzwischen ganz gut. Und das freut mich sehr!

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